Geschichte einer Liebe
„Bald wirst Du jetzt zweiundachtzig sein. Du bist um sechs Zentimeter kleiner geworden, Du wiegst nur noch fünfundvierzig Kilo, und immer noch bist Du schön, graziös und begehrenswert. Seit achtundfünfzig Jahren leben wir nun zusammen, und ich liebe Dich mehr denn je.“
Buchbesprechung von Ulrike Sokul © v. 07.04.2017
Mit der Reife vertieft sich die Einsicht. So bemerkt André Gorz angesichts des bevorstehenden 82. Geburtstages seiner Frau Dorine, daß er ihr und ihrer langjährigen liebevollen Begleitung in seinen autobiographischen Schriften keineswegs angemessen gerecht geworden ist. Dies wird nun mit dem „Brief an D.“ korrigiert. „Ich muss die Geschichte unserer Liebe rekonstruieren, um sie in ihrem ganzen Sinn zu erfassen. Denn sie hat es uns ermöglicht, zu werden, was wir sind, durch einander und für einander.“ […] Dorine selbst betonte ihrem Mann gegenüber mehrfach: „Einen Schriftsteller lieben heißt lieben, dass er schreibt.“ Dankbar würdigt André Gorz, daß seine Frau seinem intensiven, nächtlichen Schreiben stets mit Geduld und Verständnis begegnet sei und ihn auch bei seinen journalistischen Aufgaben sachdienlich und pragmatisch unterstützt habe. […] Kurze, fast sachlich erzählte Skizzen des gemeinsamen Lebensweges wechseln sich in diesem Buch mit berührenden Liebeserinnerungen und Liebeserklärungen ab. Sein Rückblick auf mehr als ein halbes Jahrhundert gemeinsamen Lebens ist voller Achtung, Bewunderung und Verehrung für seine Frau. „Du hast mir Dein ganzes Leben und alles, was Du bist, geschenkt; ich möchte Dir in der Zeit, die uns noch bleibt, alles von mir schenken können.“Die dezent-zurückhaltende, mit sinnlichen Details sparsam umgehende Darstellung erweckt den glaubwürdigen Eindruck einer über all die Jahre lebendig gebliebenen Liebesverbundenheit. Mehr kann man nicht verlangen!
Über den Autor
André Gorz (1923–2007), geboren in Wien, verbrachte die Kriegsjahre in der Schweiz und ließ sich nach Kriegsende in Paris nieder. Er arbeite mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir an der Zeitschrift „Les Temps modernes“, war Redaktor bei „L’Express“, später bei der Wochenzeitung „Le Nouvel Observateur“, die er 1964 zusammen mit Jean Daniel gegründet hatte. In seinen Buchpublikationen profiliert sich Gorz als Theoretiker der Arbeiterselbstverwaltung und der politischen Ökologie. 1958 erschien die Autobiografie »Der Verräter« (dt. 1980), zu der Sartre das Vorwort schrieb. Dort erscheint bereits seine Frau Dorine unter dem Namen Kay. Das vorliegende Buch ist gewissermaßen die Fortsetzung (und was Kay/Dorine betrifft auch Korrektur) dieser Autobiographie fünfzig Jahre danach. Und jetzt ist es auch Gorz‘ Vermächtnis. Gorz hat die Entstehung der deutschen Ausgabe noch bis in die Details begleitet, er hat die Übersetzung in dieser Form autorisiert und das Personenverzeichnis redigiert; er und seine Frau fanden das Büchlein, als sie es in Händen hielten, »wunderschön«. André Gorz und seine schwerkranke Frau Dorine nahmen sich am 24. September 2007 gemeinsam in ihrem Haus in Vosnon in Frankreich das Leben.
Quelle: https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Brief-an-D-/Andre-Gorz/btb/e273123.rhd
Ort | Hospizverein Konstanz Talgartenstraße 2 78462 Konstanz |
Datum | 1. Dezember 2021 |
Zeit | 19:00 – 20:30 |
Kosten | Eintritt frei, über Spenden zur Kostendeckung freuen wir uns sehr. |
Buch | André Gorz: Brief an D – Geschichte einer Liebe Verlag: btb Verlag Erschienen am 02.03.2009 112 Seiten ISBN: 978-3-442-73875-5 |
Hinweis | Für den Lesekreis gelten die aktuellen Corona-Regeln des Landes Baden-Württemberg inkl. Maskenpflicht. |
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