Offener Lesekreis

Drehtür

von Katja Lange-Müller

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Verloren in der Transitzone: Die Berliner Schriftstellerin Katja Lange-Müller erleuchtet in ihrem neuen Roman „Drehtür“ ein Leben durch die Blitze der Erinnerung.

 

Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen, so Wittgenstein. Asta Arnold, eine aufs Altenteil abgeschobene Krankenschwester, aber insgeheim Sprachphilosophin, würde die Worte des Meisters wohl ergänzen: Man muss vielleicht schweigen, aber man kann immer noch erzählen und sei es nur lautlos sich selbst. „Die Stimme lenkt Astas Blicke, öffnet ihr die Ohren, verbietet ihr den Mund.“ Eine fremde Stimme im Kopf, die das eigene Leben ins Gedächtnis ruft? Wem erzählt wird, der ist nicht tot, noch nicht, immerhin.

 

Asta steht am Münchner Flughafen, neben einer selten benutzten Drehtür bei den Mietwagen und raucht verzweifelt Duty-Free-Kippen. Sie wirkt nicht nur verloren, sie ist es auch, so wie ihr Gepäck ganz konkret auf der Strecke blieb, irgendwo zwischen Nicaragua und Deutschland.

Die Hauptfigur von Katja Lange-Müllers neuem Roman hat die letzten 22 Jahre ihres Lebens in Managua und an anderen fernen Orten, in Djerba, in Ulan Bator, verbracht, im Dienst von Hilfsorganisationen. Am Ende ging sie ihren Helferkollegen wohl nur noch auf den Wecker mit ihrer Schusseligkeit und wurde pünktlich zum Eintritt ins Rentenalter mit sanftem Nachdruck in ihr Heimatland befördert.
Dort grübelt sie über diese seltsamen Wesen, die Wörter nach: „Asta denkt – und schweigt. Mit wem, fragt sie sich, soll ich reden? Ich kenne doch keinen mehr, hier am Boden meines Vaterlandes, das nicht meines ist, weil es mir ebenso wenig gehört wie die Muttersprache; ich steh bloß drauf.“
Von der Stimme in ihrem Kopf wird Astas Blick auf Passanten gelenkt, die ihr bekannt vorkommen und Erinnerungs-Links zu Episoden aus ihrem ziemlich bewegten Leben legen.

Bei Katja Lange-Müller wird die Drehtür zum Erzählprinzip: Astas Erinnerung führt nicht in den Raum einer geschlossenen autobiografischen Erzählung, sondern immer wieder zu einer neuen Short Story, einem weiteren Splitter der potenziell unendlichen mémoire involontaire.

 

Quelle: Auszüge aus PA/DPA/Jens Kalaene

 

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OrtHospizverein Konstanz
Talgartenstraße 2
78462 Konstanz
Datum15.12.2016
Zeit19:00 – 20:30
KostenEintritt frei, über Spenden zur Kostendeckung freuen wir uns sehr.
Kurzinfo zum BuchKatja Lange-Müller:
Drehtür
ISBN: 9783462049343
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
224 Seiten
Erschienen: 2016

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