Offener Lesekreis

Schlaflose Nacht

von Margriet de Moor

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Die niederländische Autorin Margriet De Moor versteht sich in Untiefen menschlicher Beziehungen.

 

Es beginnt alles ganz harmlos. Eine Frau ergreift das Wort und berichtet von ihrer Schlaflosigkeit: Seit einiger Zeit verzichte sie darauf, sich im Bett hin und her zu wälzen, stehe stattdessen auf und backe Kuchen. So auch in dieser Nacht. In Gesellschaft ihres Hundes betritt sie die Küche, greift zu den Zutaten und beginnt, den Teig für Butterkuchen und später für russischen Zupfkuchen zusammen zu rühren.

 

Die Zubereitung des Gebäcks umrahmt die Novelle und gibt den Rhythmus vor. Die Tonlage der Frau ist ruhig und wohl temperiert, obwohl schon bald klar wird, dass es etwas Unfassbares ist, was sie nachts aufwachen lässt. Dabei hat sie sogar Gesellschaft: Ein Mann, den sie an diesem Tag zum ersten Mal getroffen hat, schläft tief und fest in ihrem Bett.

 

Die Ich-Erzählerin tastet ihre Umgebung geradezu körperlich ab. Sie spürt unter ihren nackten Füßen den weichen Holzboden ihres alten Bauernhauses, sie beugt sich zum Backofen, öffnet die Schränke, lässt sich im angrenzenden dunklen Wohnzimmer nieder.

Alles wurde noch von ihrem ersten Mann eingerichtet, erwähnt sie, der in praktischen Dingen äußerst bedachtsam war.
Vierzehn Monate dauerte die Ehe nur, dann nahm sich ihr Mann Ton im Gewächshaus das Leben. Dieser Tod bildet den Glutkern der Novelle, denn Ton hinterließ keinen Abschiedsbrief. Es gab weder Anzeichen von Schwermut noch irgendwelche Vorfälle, die eine Erklärung hätten bieten können.

Der Selbstmord wirkte auf die damals Anfang zwanzigjährige Ehefrau, die gerade Lehrerin geworden war, wie eine Schuldzuweisung. Vielleicht hat sie auch deshalb nie das Haus und das Dorf verlassen können – sie blieb gebannt von der Tat. Aus der Retrospektive schildert sie nun, wie sie Tons Schwester im Studium kennenlernte, auf einem Schlittschuhausflug dann ihrem Bruder begegnete und sich ihr Leben zu runden schien, bis es jäh abriss. In den kommenden Jahren kreiste ihr gesamtes Dasein um dieses Rätsel. Als sie komplett zu veröden droht, rät ihr ihre Schwägerin, es mit Liebhabern zu versuchen.

 

Quelle: Deutschlandradio Kultur,  LESART| Beitrag vom 02.08.2016

 

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OrtHospizverein Konstanz
Talgartenstraße 2
78462 Konstanz
Datum26.01.2017
Zeit19:00 – 20:30
KostenEintritt frei, über Spenden zur Kostendeckung freuen wir uns sehr.
Kurzinfo zum Buch Marfriet de Moor:
Schlaflose Nacht
Erscheinungsdatum: 25.07.2016
128 Seiten
Hanser Verlag
ISBN 978-3-446-25280-6

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